Theaterhaus Schwabing



Entwurf am Lehrstuhl für Integriertes Bauen, 

Prof. Dietrich Fink

mit Benjamin Jaschke

 

Wer hätte gedacht, dass wir Dinge schön finden, die eigentlich aus purstem Pragmatismus und aus den konkreten Bedingungen einer vergangenen Zeit entstanden sind und ihnen ein hohes Potential zuerkennen!


Wer hätte gedacht, dass wir heute darüber nachdenken Wohnungen und Büros in alten Umspannwerken oder Heizkraftwerken einzurichten. Dass wir hierin Lebensraum realisieren können, wie wir ihn als neu errichteten Raum nie zu schaffen im Stande wären. Aber auch alte Schulen und Bürogebäude werden heute zu Wohngebäuden umgenutzt, was fast schon selbstverständlich anmutet, da sie in ihren Erscheinungen einen adäquaten städtischen Ausdruck bieten können - mehr als die meisten neuen Wohn- und Stadtbauten!


Am Anfang stehen handfeste Nutzungsinteressen oder es besteht einfach nur Handlungsbedarf, weil die alten Nutzungen nicht mehr in die vorhandenen Strukturen passen und weiterziehen, in neue Gebäude, an andere Orte. 

Am Anfang steht aber immer auch die   Vorstellungskraft, in diesen alten Strukturen das Potential für etwas Neues zu erkennen, sie weiterzudenken, sie mit den Augen der Gegenwart neu zu lesen, sie sich anzueignen und zu adaptieren, zu verändern - kurz an ihnen weiterzuarbeiten. 


Für die Entwurfsaufgabe Neue alte Häuser  betrachten wir also die bauliche Materie der bestehenden Stadt gewissermaßen als formbares Rohmaterial für unser Bauen und wir stellen uns die Frage der Umnutzbarkeit und Neuinterpretation von industriellen Bestandsgebäuden.


Diese Materie findet sich exemplarisch im Heizwerk Schwabing, welches im Zuge des Entwurfsprozesses zunächst eingehend analysiert und dokumentiert wird. Diese Analyse versteht sich als Basis für das entwickelte Konzept eines Theaterhauses im alten Heizwerk Schwabing.



Das Heizwerk Schwabing, welches sich über die Jahre stets nach pragmatischen, der Nutzung bedingten Anpassungen veränderte soll in seiner Erscheinung als Industriedenkmal weiter das Quartier im Münchener Nord prägen dürfen.

 

So soll es durch die Nutzungsänderung zum Theater aktiv in das Leben im Quartier als Gebäude der Öffentlichkeit integriert werden, ohne die äußere Erscheinung und Präsenz des Heizwerks zu verfremden. Das Konzept eines in die Bestandshülle eingesetzten, edel anmutenden Futterals, welches das Innere des Heizwerks ausfüllt bekräftigt diesen Entwurfsgedanken. 

 

Es entstehen interessante Schnittstellen im Inneren an denen Alt auf Neu trifft und eine neue räumliche Einheit entsteht, immer darauf bedacht, die Schönheit des industriellen, rohen Charakters und der vorgefundenen Materialien herauszuarbeiten, sowie durch dezente Gestaltung zu ergänzen.

 

Der Theaterraum und die Grundrissorganisation lässt sich von den Münchener Theatern des 19. Jahrhunderts, beispielsweise dem Gärtnerplatztheater, inspirieren und setzt durch die weiche Formensprache einen spürbaren räumlichen Akzent zu der klaren, geradlinigen Beschaffenheit des Bestandes, die durch seine Anforderungen an die industrielle Nutzung vorgegeben war.

 

Der Suche nach einer anderen Sinngebung des alten Industriedenkmals wird so eine Funktion entgegengestellt, die die räumlichen Parameter einer Halle ausfüllen kann und dennoch den Charakter des Alten respektiert, uminterpretiert und spürbar werden lässt. Der Entwurf versucht so eine Antwort darauf zu geben wie der Umgang, die Umnutzung und auch das Beleben von städtischen Industriegebäuden gedacht werden kann. 

 


Grundriss Obergeschoss
Grundriss Obergeschoss
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss Kellergeschoss
Grundriss Kellergeschoss
Modellfoto  |  Foyer
Modellfoto | Foyer
Schnitt aa
Schnitt aa
Schnitt bb
Schnitt bb
Schnitt cc
Schnitt cc
Modellfoto  |  Treppe zur Galerie
Modellfoto | Treppe zur Galerie